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Das Kichenjahr - im heilsamen
Rhythmus der Zeit
Das Rad des Jahres
dreht sich und erfasst mehr und weniger intensiv unser Leben. Aus religiöser Tradition
gewinnen bestimmte Tage und Wochen des Jahres eine tiefere Dimension, wie etwa der
Advent, die Fastenzeit mit der Karwoche oder die Heiligenfest mit ihrem Brauchtum. Der
mittelalterliche Mensch lebte in einem durch die kirchlichen Feste geprägten und
gegliederten Zeitrhythmus, der ihm Orientierung gab. Das Kirchenjahr sprach für
ihn praktisch alle Themen der menschlichen Existenz in einer Art Heilsdramaturgie
an.
Durch den Arbeitsrhytmus in unserer modernen Informationsgesellschaft mit ihrem "Rund
um die Uhr - just in time" Prinzip und die Auflösung kirchlicher Bindungen im Zuge
der Aufklärung und Säkularisierung ging diese Ordnung immer mehr verloren. Das aber auch
atheistische Systeme der Feste als markante Punkte im Arbeitsalltag bedurften,
zeigt die Schaffung von Ersatzfesten. Die Diskussion um den arbeitsfreien Sonntag
belegt, das es um mehr als um Freizeit geht, sondern um die Freiheit zu sich
selbst zu kommen, zu anderen und zu Gott. Wenn der Sonntag zum Alltag wird, dann wird
auch der Alltag leer und öde und verliert seinen Sinn.
Das Kirchenjahr mit seinem Zyklus des immer Gleichen gibt dem Menschen in
dieser Welt der der Veränderung ein Stück Heimat, eine Ahnung, dass er schon hier teilhat
an einem Unveränderlichen, am göttlichen Leben.

Weihnachtsfestkreis
Adventszeit
Die Adventszeit ist erst im 4. Jahrhundert
entstanden, wobei es zunächst erhebliche Unterschiede in der Dauer (von einer Woche bis
zu 40 Tagen) gab. Vier Sonntage im Advent gibt es für die römisch-katholische Kirche,
deren Praxis die Reformation übernommen hat, seit etwa 600, der 1. Sonntag im Advent
wird aber erst seit Mitte des 8. Jahrhunderts als Beginn des Kirchenjahres
besonders gefeiert. Von Anfang an hatte die Adventszeit den Charakter der Bußzeit
als Vorbereitung auf das Christfest, den "Geburtstag" Jesu Christi.
Im Advent sehen wir nicht nur zurück auf die Ankunft des Herrn, wie sie uns in der
Bibel als "Weihnachtsgeschichte" überliefert ist, sondern auch voraus
auf die zukünftige Ankunft des Herrn als Herrscher dieser Welt und Begründer des Neuen
Jerusalem. In der Spannung zwischen beiden erfahren wir im Advent den Herrn als den, der
auf uns zukommt, sich uns immer wieder neu zuwendet und uns zur Buße zur Umkehr zu ihm
hin einlädt.
Der Advent eröffnet einen Kreis, der sich erst kurz zuvor mit den drei letzten Sonntagen
des Kirchenjahres, die auf das zukünftige Reich schauten, geschlossen hat. Nun beginnen
wir das Kirchenjahr mit dem Einzug in Jerusalem, dem Kommen Jesu in diese Welt.
Auch wenn wir das Kirchenjahr als einen Zyklus feiern, so will es uns doch wie
eine Spirale auch vorwärts führen, weiter auf einem Weg, der unser Lebensweg ist. So
wird uns auch der Advent als Neuanfang nicht wie eine Wiederholung, sondern wirklich wie
ein neues Erlebnis in unserem Leben erscheinen.
Im Advent gewinnt das Wort Gestalt: "Ich bin das A und O der Anfang und das
Ende der da ist und der da war und der da kommt der Allmächtige." (Offb 1
8) Während wir uns einerseits auf die Erscheinung Gottes im Fleisch freuen, so werden wir
uns doch andererseits unserer Unwürdigkeit bewusst, diesen großen Herrn zu empfangen.
Darum lassen wir uns in dieser Zeit mahnen an die Taufe der Buße zur Vergebung der
Sünden (Johannes der Täufer), umfassen auf unserem Weg zur Krippe das Kreuz des Herrn,
das allein uns würdig macht, ihm entgegenzusehen und -zugehen. Weil wir uns um dieses
Kreuzes willen auch freuen können, singen wir mit Maria in der Adventszeit das "Magnifikat":
"Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes meines
Heilands!" (Lk 1, 46f).
Das tragende Symbol durch die 3-4 Wochen des Advent ist sicherlich der Adventkranz.
Nicht nur in der Kirche symbolisiert der Adventkranz die immer näher rückende Geburt
Jesu, auch zu Hause betet die gläubige Familie rund um den Adventkranz, der
üblicherweise am Samstag vor dem 1. Adventsonntag in der Kirche geweiht wird. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Weihnachten
Im Volksmund hat sich schon lange für die den Gehalt des Festes besser treffende
Bezeichnung "Das heilige Christfest" der Name Weihnachten
durchgesetzt, obgleich dieser heidnischen Ursprungs ist und Bezug nimmt auf die 12
Nächte, die mit der Nacht vom 24. auf den 25.12. beginnen und in denen die Druiden
(germanische Priester) verschiedene Weihehandlungen vornahmen, um den Lebensbereich des
Menschen vor dem Zugriff der Finsternis, dem Lebensbereich der Dämonen, zu schützen.
Das Christfest ist das jüngste Christusfest der Kirche und wurde zunächst am 6.1.
an Epiphanie gefeiert. In Rom wird um 350 erstmals der 25.12. als Geburtsfest des Herrn
bezeugt, wobei die christliche Kirche den Versuch machte, ein heidnisches Fest mit
christlichem Inhalt zu füllen. Kaiser Aurelian (270-275) hatte den Kult des "Sol
Invictus" (Unbesiegter Sonnengott) gefestigt und den 25.12. als Geburtstag
dieses Gottes feiern lassen. Die Festlegung des Datums hängt damit zusammen, dass die Nächte
in dieser Zeit als die längsten des Jahres erfahren wurden und so die Menschen das
Gefühl hatten, in dieser Zeit den dämonischen Mächten besonders ausgesetzt zu
sein, deren Wirkungsfeld ja die Finsternis ist. So wird die Zeit nach der
Wintersonnenwende, wenn also die Tage länger zu werden beginnen (24.12.), zur besonderen
Festzeit, in der der Sieg der Sonne des Lichtes über die Finsternis gefeiert wird.
Es leuchtet ein, dass die Christenheit, die Jesus als das Licht der Heiden
verkündigt, an diesem Fest nun besonders den Geburtstag des Herrn feiert, der die Mächte
der Finsternis ein für allemal besiegt hat. Die längste Nacht des Jahres wird erhellt
durch das ewige Licht, das alle Menschen zu einem Leben in der Gemeinschaft mit Gott
führt.
Mit der Geburt des Heilandes ist auch schon sein Sterben und Auferstehen vorbestimmt. Die
Kirche zu Jerusalem feiert die dritte Messe der Christnacht in der
Auferstehungskirche, um so die deutliche Beziehung zur wunderbaren Osternacht, in der
der Herr zum ewigen Leben geboren wird, sichtbar zu machen. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Erscheinung des Herrn
Das Epiphaniefest, Erscheinung des Herrn, ist das
älteste nichtjüdische Herrenfest und das erste Fest der Kirche, das kalendarisch
festgelegt war . Vermutlich entstand es um 300 im Osten und bekam die Inhalte: Geburt
Jesu, Taufe Jesu, Weinwunder zu Kana und zuletzt auch die Verklärung Jesu, wobei es
regional unterschiedliche Schwerpunkte in der Feier gab. In manchen Gegenden aber wurden
drei Inhalte zugleich gefeiert. Im Laufe der Zeit verlagerte sich im Westen der
Schwerpunkt auf die drei Weisen aus dem Morgenland, wodurch ein engerer Bezug zum
Christfest hergestellt wurde. Im Osten hingegen lag der Schwerpunkt auf der Taufe
Jesu, und in der armenischen Kirche ist der 6.1. bis heute das Geburtsfest
Christi.
Das Fest ist bis heute natürlich nicht das Fest der "Heiligen Drei Könige",
sondern das Fest des Kindes in der Krippe, das der Heiland der Welt ist. "Epiphanie"
bedeutet "Erscheinung", und am 6.1. sowie in der darauffolgenden Zeit wird
besonders der Aspekt der Erscheinung Gottes im Fleisch, der Herrlichkeit Gottes,
wie sie uns im Leben und Wirken Jesu offenbart wurde, betont.
In den Tagen um das Epiphaniefest ziehen Jungen und Mädchen gehen mit Ihren
Gruppenleitern als Dreikönige verkleidet durchs Dorf und bringen Neujahrswünsche
in die Häuser. Dabei sammeln Sie für Kinder in aller Welt. Sie schreiben den
Spruch 20 * C + M + B * 00 an die Haustüre. Hinter den Buchstaben für die
legendären Namen der Weisen aus dem Morgenland (Caspar, Melchior und Balthasar) verbirgt
sich der lateinische Segenswunsch: Christus Mansionem Benedicat = Christus
segne dieses Haus und die Angabe der Jahreszahl. Nach altem Brauch wird an diesem Tag
die "Festankündigung" für das kommende Jahr gesungen. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Osterfestkreis
Fastenzeit
Die Bezeichnung "Fastenzeit" ist der Bezeichnung "Passionszeit" (=
Leidenszeit) vorzuziehen, denn eigentlich liegt der Schwerpunkt nicht so sehr auf dem
Leiden Jesu als vielmehr auf unserer ganz bewussten Ausrichtung auf das Wirken Gottes
mit uns durch Jesus Christus. Die Lesungen der Sonntage der Fastenzeit befassen sich
auch nicht so sehr mit dem Leiden Jesu, als vielmehr mit der Reaktion der Menschen auf das
Kommen und Wirken Jesu. Erst in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag beginnt das
eigentliche Leiden Jesu.
Wenn wir im Zusammenhang dieser Zeit, deren Endpunkt das Osterfest ist, von
"Fasten" reden, meinen wir damit nicht den radikalen Verzicht auf bestimmte
Konsumgüter oder auch Nahrungsmittel. Fasten im biblischen Sinn bedeutet vielmehr, mit
den Gaben Gottes und seiner Schöpfung verantwortungsvoll unzugehen und diese maßvoll zu
gebrauchen. Fasten bezieht sich dann nicht nur auf einen bestimmten Lebensbereich
(z.B. Essen) oder eine bestimmte Zeit (z.B. einen Tag in der Woche), wenngleich dies eine
gute Hilfe zu einem verantwortlichen Leben sein kann, sondern auf alle Lebensbereiche.
In der Zeit der Alten Kirche wurden die Taufbewerber in der Fastenzeit einen
beschwerlichen Bußweg geführt, damit sie frei würden von allen heidnischen
Bindungen. Dabei stand das Fasten, der Verzicht auf Nahrung, im Vordergrund. Der Bußweg
hatte seinen Höhepunkt in der Feier der Osternacht, in der dann die Bewerber getauft
wurden (daher finden wir auch heute in der Liturgie der Osternacht die Möglichkeit,
Taufen vorzunehmen oder zumindest das sogenannte "Taufgedächtnis" zu
feiern, wodurch wir an unsere Taufe erinnert werden). Auch uns, die wir bereits getauft
sind, soll die Fastenzeit daran erinnern, dass wir den Weg des Herrn mitgehen. Dieser Weg
führt uns durch Leiden und Tod zum Leben.
Unterbrochen wird die Fastenzeit durch die Feier der Sonntage, die nicht als Fastentage
begangen werden können. Denn hier wird der Sieg Jesu über alle finsteren Mächte
gefeiert. Daher ist die Dauer der Fastenzeit von alters her ohne die Sonntage gezählt
worden, und man kommt so auf ein Dauer von 40 Tagen (Quadragesimae).
Diese Zahl erinnert an Mose (er blieb 40 Tage auf dem Berg Sinai - 2.
Mose 24, 18), Elia (er wanderte 40 Tage durch die Wüste - 1. Kön 19, 8)
und Jesus Christus (er fastete 40 Tage, bevor er vom Satan versucht wurde
- Mt 4, 1-11).
In der Fastenzeit können -z.B. am Freitag - Passionsandachten bzw. Kreuzwegandachten
gehalten werden, für die die Kirche besondere Texte anbietet. Diese Texte (Continua-Texte
= C) bilden fortlaufend einen Zusammenhang und bieten sich daher auch für Bibelkreise an.
Die liturgische Farbe der Fastenzeit ist Violett.
Sie ist die Farbe der Buße, des Gebetes und der ernsten Besinnung. Zugleich erinnert sie,
da sie dem Purpur entspricht, das zur Zeit Jesu aus pflanzlichen Stoffen gewonnen wurde,
an den Purpurmantel, den der Herr zum Spott umgehängt bekam vor seiner Kreuzigung. Neben
dem Halleluja schweigt nun im Gottesdienst auch das Gloria in excelsis deo.
(c) http://www.daskirchenjahr.de
Karwoche
Die Bezeichnung "Kar"-Woche stammt vom alten
deutschen Wort "Kara" = Trauer her; die Kirche trauert um ihren Herrn und
trägt Reue und Leid um ihre Sünde. Andere leiten die Bezeichnung vom lateinischen "caro"
= Fleisch ab, das mit der Kreuzigung des Fleisches in Beziehung gesetzt wird. Jedoch
ist hier die Tendenz zu einer falschen Leibfeindlichkeit angelegt, während bei der ersten
Deutung die Neigung zu ernsten, ja traurigen Gottesdiensten nicht zu unterschätzen ist,
obwohl doch auch die Heilige Woche festliche Höhepunkte hat: Der Gründonnerstag als Tag
der Einsetzung des Heiligen Abendmahls lässt uns die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott
erfahren; das Osterfest selbst schenkt uns die Verheißung des ewigen Lebens. So ist es am
sinnvollsten, wenn wir die Bezeichnung "Heilige Woche" gebrauchen.
Ursprung der Heiligen Woche ist gewiss das Osterfest selbst (darüber haben wir das
biblische Zeugnis in Offb 1, 10, wo Johannes von dem "Tag des Herrn" spricht),
dem das Gedächtnis des Leidens Jesu vorgelagert wurde, als sich die Ankunft des Herrn
verzögerte; denn nun erfuhr die Kirche, dass sie vom Weg des Leidens nicht befreit ist,
wohl aber in der Auferstehung eine große Verheißung hat. Augustinus spricht im 5.
Jahrhundert von dem heiligen "Triduum" "des
gekreuzigten, begrabenen und auferstandenen Christus", das sich im Gebrauch der
Kirche auf die Tage Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag verlagerte, obgleich dies
dem ursprünglichen Sinn des Triduums nicht entspricht.
In Jerusalem feierte man schon im 3. Jahrhundert die ganze Heilige Woche, beginnend mit
dem Sonntag Palmarum, dem Palmsonntag, endend mit der Feier der Osternacht.
Hier bemühte man sich, den Weg Jesu so treu wie möglich nachzugehen; alle Akte werden
nicht nur in der Vorstellung, sondern leibhaftig vollzogen: das Volk geht mit dem Bischof
hinab an den Ölberg und zieht dann wieder hinauf unter Jubelgesang: "Gelobet sei,
der da kommt, im Namen des Herrn!" Der Weg führt allerdings zur Grabeskirche,
symbolisch verdeutlichend, dass Jesu Königtum durch das Kreuz begründet ist. Und so geht
es fort. Die Osternacht wird in der Grabeskirche gefeiert, denn nirgendwo
sonst kann die Auferstehung so deutlich werden wie an der Ruhestätte der Toten. Daher
wird auch heute, wo die Osternacht wieder neu entdeckt und gefeiert wird, häufig dieser
Gottesdienst in der Friedhofskapelle oder am Friedhof begangen.
Von den acht Tagen der Heiligen Woche her empfängt der Christ Kraft und Mut, den Weg
durch die Leiden dieser Welt zur Gemeinschaft aller Heiligen in der Auferstehung mit
unserem Herrn Jesus Christus zu gehen. Das Kirchenjahr führt zu dieser Heiligen
Woche hin, hat hier seinen Höhenpunkt, um von diesem Höhepunkt aus dann einzelne
Gesichtspunkte des Lebens unter der Führung Gottes zu betrachten. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Der Palmsonntag
Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche. Im Gottesdienst wird mit verteilten Rollen eine
der Passionserzählungen aus dem Matthäus-, Markus- oder Lukasevangelium vorgelesen. Die
Passionserzählungen berichten vom letzten Abendmahl Jesu, von seiner Gefangennahme und
Verurteilung, der Kreuzigung und dem Begräbnis Jesu. Seinen Namen erhielt der Palmsonntag
von dem frühen Brauch, an diesem Tag Palmzweige zum Gottesdienst mitzubringen.
Denn die Evangelien berichten, dass die Menschen Jesus zujubelten und ihm grüne Zweige
auf den Weg streuten, als er vor seinem Leiden in die Stadt Jerusalem einzog. Zum
Gedächtnis an den Einzug Jesu in Jerusalem werden heute grüne Zweige vor der Kirche
gesegnet; die Gemeinde zieht dann mit den Zweigen (in Deutschland meist Buchsbaumzweige)
in der Hand zum Gottesdienst in die Kirche. Diese "Palmprozession"
versteht sich als ein öffentliches Bekenntnis der Gläubigen zu Jesus Christus.
An den ersten Tagen der Heiligen Woche kann eine besondere Andacht stattfinden:
Montag Am Montag der Heiligen Wochen wird an die Salbung Jesu in
Bethanien (Mk 14, 3-9) gedacht. Zu passender Stunde (der Sterbestunde Jesu) wird die Passion
nach Johannes (Kapitel 18 und 19) gelesen.
Dienstag Zu passender Stunde (der Sterbestunde Jesu) wird die Passion
nach Lukas (Kapitel 22 und 23) gelesen.
Mittwoch Zu passender Stunde (der Sterbestunde Jesu) wird die Passion
nach Markus (Kapitel 14 und 15) gelesen.
Es kann auch von Montag bis Mittwoch eine Passion abschnittweise gelesen werden, z.B. Montag:
Lk 22, 1-38, Dienstag: Lk 22, 39-23, 12; Mittwoch: Lk 23, 13-56 (c) http://www.daskirchenjahr.de
Gründonnerstag
Am Gründonnerstag wurden ehemals die zu Beginn der Fastenzeit ausgeschlossenen Sünder
nach entsprechenden Bußhandlungen wieder in die Gemeinde aufgenommen. Von diesem
Geschehen her mag der Name entstanden sein ("Greindonnerstag" vom "Greinen"
der Sünder, von ihrem "Weinen" her gedeutet). Der Gründonnerstag hebt sich aus
dem Ganzen der Heiligen Woche heraus durch verschieden äußere und innere Elemente; er
ist gewissermaßen Höhepunkt und Tiefpunkt zugleich, da er einerseits bestimmt wird durch
die Sorge des Heilands um seine Gemeinde, indem er ihr das Heilige Abendmahl als
Vermächtnis stiftet, und andererseits durch das von tiefster Verzagtheit erfüllte
Gebet in Gethsemane.
Die liturgische Farbe des Gründonnerstag ist Weiß. Dies erklärt sich daraus, dass die
Kirche an diesem Tag zurückblickt auf die Geburt des Herrn. Nun ist er im Begriff, zum
Vater zurückzukehren, und lässt als Zeichen seiner Gegenwart den Kelch seines Blutes
zurück, weswegen auch die frühere Bezeichnung des Gründonnerstags "Geburtstag
des Kelches" lautete. Wenn wir so an den Geburtstag des Herrn denken, wird uns
deutlich, das wir ihn bei jedem Abendmahl neu feiern, das in diesem Mahl nicht nur das
Kreuz gegenwärtig ist, sondern auch das neue Leben, das uns in Jesus Christus geschenkt
ist. Das Gedächtnis der Geburt des Herrn in Brot und Wein wird von der Gemeinde besonders
gefeiert durch den Gesang des Gloria in excelsis Deo, das von allen Glocken
begleitet wird, die darauf bis zum Ostermorgen schweigen. Allerdings schweigt auch in
diesem Gottesdienst das Halleluja und das Gloria patri; auch das Gloria
in excelsis Deo erklingt zum nächsten Mal erst wieder in der Feier der Osternacht.
In vielen Gemeinden ist es üblich, nach der Feier des Abendmahls den Altar gänzlich
abzuräumen. Dies hatte ursprünglich einen ganz praktischen Sinn: Der Altar wurde nur zur
Feier der Eucharistie mit einem Altartuch geschmückt. Heute wird diese Handlung dahin
gedeutet, dass sie die Entblößtheit Christi am Kreuz symbolisiert.
Dass die Orgel nach dieser Feier bis zum Erklingen des Liedes Christ ist
erstanden in der Osternacht schweigt, will etwas vermitteln von der Verlassenheit
Jesu, die er in Gethsemane und am Kreuz erfährt.(c)
http://www.daskirchenjahr.de
Karfreitag
Der Karfreitag wurde vermutlich schon von den ersten Christen begangen als ein Tag
des Fastens und der Trauer. Er behielt diesen Charakter über die Jahrhunderte bei. Am
Karfreitag hören wir, wie der Sohn Gottes gekreuzigt und zu Tode gebracht wurde. Die
christliche Gemeinde verstummt, lässt nur noch das Wort Gottes reden. Dies findet seinen
Ausdruck darin, dass die Vesper nach der Todesstunde Jesu einzig aus der Lesung
besteht, zu der das Psalmgebet tritt.
Am Karfreitag verlöschen die Kerzen, die bis dahin Zeichen für das lebendige
Licht, das Jesus Christus selbst ist, gewesen sind, um erst in der Osternacht wieder am
Osterlicht entzündet zu werden.
In der katholischen Kirche wird am Karfreitagmorgen oft eine besonders feierliche Kreuzwegprozession
begangen. An 14 Stationen wird dabei an den Leidensweg von Jesus gedacht. Diese Kreuzwege
kennt man seit dem 14. Jahrhundert (zuerst noch mit 12 Stationen). Am Nachmittag versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung
der Passionsgeschichte, zur Kreuzverehrung - das mit einem violetten Fastentuch
bedeckte Kreuz wird enthüllt und durch Kniebeugen verehrt - und der anschließenden
Eucharistiefeier.
Der Karsamstag schließlich ist der Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn.
Es findet kein Gottesdienst statt; die Altäre in den Kirchen sind frei von Kerzen und
Blumen. Erst in der Nacht zum ersten Ostertag oder sogar in der Frühe des Ostermorgens
kommen die Christen zur Feier der Auferstehung zusammen. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Osterzeit
Die Osterzeit beginnt mit dem Ostermorgen und endet 50
Tage später mit Pfingsten. Diese Zeitspanne wurde schon von den Juden beachtet, das
Fest Pentecost (= der Fünfzigste") wird auch vom Volk Israel gefeiert. Die Osterzeit
ist in zwei Abschnitte gegliedert. Zunächst befasst sie sich mit dem Wirken Gottes für
uns durch Jesus Christus, und dann die Antwort der Gemeinde auf dieses Wirken. Nach 40
Tagen (zur Symbolik der Nummer 40 siehe die Fastenzeit) ereignet sich Christi Himmelfahrt,
wonach die Gemeinde in baldiger Erwartung seiner Wiederkunft verharrt. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Christi Himmelfahrt
Das Fest Christi Himmelfahrt ist als
selbständiges Fest erst im 4. Jahrhundert bezeugt, wurde aber schnell zu einem Fest von
großem Ansehen, an dem Prozessionen begangen wurden und die Himmelfahrt durch Hochziehen
einer Christusfigur veranschaulicht wurde. Später trat noch eine Vigil hinzu und endlich
auch eine Oktav. Das Wort Jesu: "Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu
meinem Gott und zu eurem Gott" (Joh 20, 17) ist nun verwirklicht. Er, der
Auferstandene, erfüllt mit seiner Herrschaft Himmel und Erde, er umspannt alles Sichtbare
und Unsichtbare.
Christi Himmelfahrt ist das Fest der Thronbesteigung Christi. Er tritt seine
Herrschaft an zur rechten Hand Gottes, ist einerseits mitten in seiner Kirche, der er sich
in Brot und Wein gibt, und andererseits kann er nicht mit der Größe des Weltalls erfasst
werden.
Der Tag wird aber erst vollständig mit der Verheißung in Apg 1, 11: "Dieser Jesus,
der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen
Himmel fahren sehen." - Wir sehen nicht hinter dem fortgehenden Jesus her,
sondern können und sollen dem kommenden Jesus entgegensehen!
Im Gottesdienst wird die Osterkerze, die Zeichen für die Gegenwart des Auferstandenen
unter den Menschen ist, nach der Verlesung der Himmelfahrtsgeschichte gelöscht. Die
Jünger verharren ängstlich und unwissend über das Kommende in ihren Behausungen. Sie
warten auf den ihnen verheißenen Geist; diese Erwartung wird auch in den Gebeten dieses
Tages und des kommenden Sonntags Exaudi ausgesprochen. Noch 10 Tage dauert es, bis diese
Erwartung erfüllt wird. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Pfingsten
Das Pfingstfest hat seinen Ursprung im jüdischen
Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23,
16) war; später wird es als "Wochenfest" bezeichnet (2. Mose 34, 22) und (wohl
erst in nachalttestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem
Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1).
Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes, und
bald bekam es eine eigene Vigilfeier, in der nun neben Ostern ein zweiter Ort für
Tauffeiern geschaffen war. Zeitweise wurde das Fest auf acht Tage ausgedehnt (Oktav),
später dann auf vier bzw. drei Tage verkürzt.
An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschen mit ihm
dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des
Turmbaus erfolgte, nun die die eine Sprache des Geistes überwunden ist.
(c) http://www.daskirchenjahr.de
Übrige Zeit im Jahr
Fronleichnam
Das Fronleichnamsfest gilt als eine typisch katholische
Einrichtung. In einer Prozession an einem Donnerstag im Frühsommer wird die Eucharistie,
die konsekrierte Hostie (eine "in Fleisch und Blut Jesu" verwandelte
Brotscheibe) in einer Monstranz feierlich unter Gesang und Gebet durch die Srassen
getragen. An vier Stationen ("Altären") wird angehalten, das Evangelium
verlesen und Fürbitten gesprochen, sowie der Segen gespendet.
Diese "eucharistische Frömmigkeit" war der frühen Kirche fremd. Für sie hatte
die Eucharistie ihren exklusiven Platz im Gemeindegottesdienst. Das Fronleichnamsfest hat
seine Wurzeln in der am Beginn des zweiten Jahrtausends entstandenen eucharistischen
Frömmigkeit und geht auf eine Vision der Juliana von Lüttich zurück (1209), die
in einem Traum die Kirche in Gestalt einer weißen Mondscheibe sah, in der ein kleines
Stück fehlte. Dieses fehlende Stück war für sie ein gesondertes eucharistisches Fest.
1264 schreibt Papst Urban dieses Fest für die ganze abendländische Kirche vor. Der Name
bedeutet Fron (=Herren) Leichnam (entgegen der modernen Bedeutung nicht toter
sondern gerade umgekehrt: lebender Leib). Der Feiertag wurde im Hinblick auf die
Einsetzung der Eucharistie durch Jesus bei der Abendmahlsfeier am Donnerstag vor Ostern
auf einen Donnerstag gelegt. (c) http://www.daskirchenjahr.de

Zug der Getauften zum Kreuz unter der Mittlerschaft
der Ecclesia. Sogenante Reichenauer Malerschule, um 100
(Liuthar-Gruppe.Staatsbibliothek Bamberg. Msc. Bibl. 22. Beuroner Kunstverlag)
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Kreuzerhöhung
Das Fest Kreuzerhöhung feiern die Katholiken zusammen mit
allen orientalischen Kirchen und der Anglikanischen Kirche. Schon im 4. Jahrhundert
zeigte der Bischof von Jerusalem den Gläubigen am Tag nach dem jährlichen
Weihegedächtnis der Auferstehungskirche (13.09.) das heilige Kreuz. Er erhöhte es in der
Mitte der Gottesdienstversammlung, und die Gläubigen verehrten das Kreuz. Auf die
frühchristliche Kreuzverehrung in Jerusalem geht das heutige Fest
"Kreuzerhöhung" zurück. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Allerheiligen
In seinen Briefen nennt Paulus in seinen Briefen alle Christusgläubigen
"Heilige". Das Evangelium schreibt zum Gedächtnis der durch Gott
Geheiligten, wenn Jesus über Maria, die ihn in Bethanien salbt, sagt:
"Wo dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu
ihrem Gedächtnis, was sie getan hat." (Mt 26, 13). Der Hebräerbrief
mahnt uns: "Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort gesagt haben; ihr Ende schaut
an und folgt ihrem Glauben nach." (Hebr 13, 7)
Beide Worte zeigen uns, dass das Gedächtnis der
Heiligen uns auch das Wirken Gottes in dieser Geschichte vor Augen führt. Wir
sehen, welche Gnade Gott auf uns Menschen ausgießt, welche Gaben er schenken kann, wie
sein Wort durch Predigt und Werke verbreitet und geglaubt wird. Wir fühlen uns
hineingenommen in eine nicht enden wollende Kette aller Heiligen und in die Gemeinschaft
der "triumphierenden", der himmlischen Kirche, denn auch wir sind Heilige, vom
Herrn berufen und zu seinem Dienst auserwählt. Mit der himmlischen Kirche singen wir auch
immer wieder im Gottesdienst: "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr
Zebaoth!" (c) http://www.daskirchenjahr.de
Allerseelen
"Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, aber nicht
zu den Abwesenden", schrieb Papst Johannes XXIII kurz vor seinem Tod. Beim Gang zu
den Gräbern im Monat November und die Gräbersegnung am Allerseelentag (2.
November), wird für Christen diese unsichtbare Gemeinschaft mit den Verstorbenen
sichtbar.
* * *
Die Wochen nach dem Sonntag der Taufe des
Herrn bis zum Aschermittwoch und von Pfingsten bis zum Beginn des Advents sind
die Sonntage im Jahreskreis. Sie sind eine Einheit und werden von 1 bis 34
durchgezählt. Jeder dieser Sonntage ist ein kleines Osterfest. Jeder dieser Sonntage
ist ein Festtag. (c) http://www.daskirchenjahr.de
Festtage im Jahreskreis
Herrenfeste
Jemand hat die Herrenfeste auch als Ideenfeste
bezeichnet. Sie haben eine Glaubenswahrheit im Mittelpunkt der Feier. So ist die
Mitte des Christkönigssonntages, dass Jesus Christus der König der ganze Welt ist. Zu
den Herrenfesten gehören:
Dreifaltigkeits-
sonntag |
1. Sonntag
nach Pfingsten |
Fronleichnams-
fest |
10 Tage
nach Pfingsten |
Herz-Jesu-Fest |
3. Freitag
nach Pfingsten |
Christkönigs-
sonnatg |
letzte Sonntag
im Jahreskreis |
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Marienfeste
Obwohl die Marienfeste nicht die ältesten in
der Geschichte der Kirche sind, so sind sie doch die bekanntesten. In unserem
Jahreskreis sind vier Marienfeste, die als Hochfest gefeiert werden:
Maria
Empfängnis |
8.
Dezember |
Fest
der
Gottesmutter Maria |
1.
Januar |
Maria
Verkündigung |
25.
März |
Maria
Himmelfahrt |
15.
August |
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Heiligenfeste
In der frühen Kirche wurden besonders Apostel
und Blutzeugen verehrt und ihre Gräber aufgesucht.
Später kamen Männer und Frauen dazu, die ihren Glauben vorbildlich gelebt haben.
An Heiligenfesten erinnert man sich an ihr Leben und nimmt ihr Leben als Vorbild für das
eigene. Viele Menschen bitten die Heiligen - Namenspatrone, Diözesan - und
Landespatrone - auch um Fürsprache.
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Quellen:
Textquelle (c) http://www.daskirchenjahr.de
Martin Senftleben: Mit dem Kirchenjahr leben. Eine
Handreichung für unsere Gottesdienste. Sonnenweg-Verlag, 2. Aufl. 1988
Eckard Bieger: Das Kirchenjahr zum Nachschlagen. Entstehung - Bedeutung - Brauchtum.
Kevelaer: Butzon & Bercker 4. Aufl. 1997
Anslem Grün OSB / Michael Reepen OSB: Heilendes Kirchenjahr. Münsterschwarzach:
Vier-Türme-Verlag 1985. Sehr empfehlenswert !
Ludwig Gschwind: Die heilige Messe. Symbole, Farben, Handlungen. Augsburg: Sankt Ulrich
Verlag 1997
Nähere Informationen zum Kirchenjahr.
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